Data Center vor, während und nach Covid-19

by Gernot Frauscher

Wir hatten die Gelegenheiten auf der diesjährigen Data Center Convention in Wien eine Vortrag zu halten. Unser Spezialist für Standards, DI Georg Meixner durfte dem interessierten Publikum Überlegungen und Erfahrungen aus den letzten 6 Monaten zum Thema Covid-19 und das Data Center präsentieren. Eine Zusammenfassung und die Präsentation zum download finden Sie in diesem Artikel.

Resümee / Vortrag Data Center Convention, Wien, 29.09.2020

„Das Data Center – vor, während und nach Covid-19 –

was absehbar war, und was nicht.“

Frauscher Consulting, Georg Meixner
________________________________

In der in Österreich seit März 2020 anhaltenden Covid-19 Krise haben sich die Informations- und Kommunikationstechnologien nicht nur als fundamental wichtige Voraussetzung für den Fortbestand von - wenn auch eingeschränktem - wirtschaftlichen und gesellschaftlichem Leben bewiesen, sondern mehr noch, als Abhilfe vor noch größeren Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft.

Im Besonderen gilt das für Data Center – als ultimativer physischer Ort des Data Processings – die sich als kritische Infrastruktur mehr denn je bewährt haben und deren Bedeutung weiter steigt.

In der Zeit der Pandemie wurden bisher verschiedene Publikationen und Studien veröffentlicht, von denen jene des Uptime Institute´s mit dem Titel „Post-pandemic data centers“ sicherlich eine der umfangreichsten ist. Darin unterscheidet Uptime zwischen drei Phasen der Pandemie-Bewältigung im Data Center Umfeld: Phase 1 – Reaction, Phase 2 – Mitigation und Phase 3 – Adaptation.

Während Phase 1, Reaction, wurde unmittelbar im Alarmmodus gehandelt. Teilweise behelfsmäßige Maßnahmen traten anstelle des Business-as-usual und IT-Services erfuhren teils erhebliche Verzögerungen. Die Gesellschaft musste sich wirtschaftlich, wie auch privat rund um Ausgangsbeschränkungen arrangieren. Im Data Center bedeutete das massive Zutrittsbeschränkungen für IT-Staff, Kunden und Wartungspersonal.

In der Phase 2, Mitigation, wurden Prozesse aus der Reaction-Phase weiter verbessert, der Umgang mit dem Virus, auch im Data Center Betrieb wurde vertrauter und es kam zu weiteren Anpassungen und Optimierungen, wie z.B. in der Wartung und der Verbrauchsartikel-Logistik. Remote Working setzt sich, wie viele andere neue Umgangsformen, als das „new normal“ weiter durch.

In der Phase 3, Adaptation, stellen wir uns ein auf eine Zeit des permanenten Bewusstseins, nicht nur um weitere Covid-19 Wellen, sondern, um mögliche künftige Pandemien. Langfristige Veränderungen im Bereich der Data Center Konzeption, Planung, Errichtung und des Betriebes werden in den kommenden zwei bis drei Jahren umgesetzt werden. Von diesen Maßnahmen sind die am stärksten mit Covid-19 zusammenhängenden: Erstellung bzw. Aktualisierung von Pandemieplänen, Remote Working als Institution, Automation und Remote Management, Verstärkung der lokalen Resilienz, sowie Einführung von ausgefeilten Zugangskontrollen. Daneben gibt es weitere Trends, die zwar ohnehin - auch unabhängig von Covid-19 - stattgefunden hätten, von der Pandemie in ihrer Umsetzung aber weiter begünstigt werden. Dazu zählen etwa Predictive Maintenance, die Migration von Workloads in die Cloud und anwendungsabhängig, der verstärkte Einsatz von Edge Computing.

Der Blick auf aktuelle Data Center Standards, wie der TÜV Nord / TÜViT TSI.Standard, oder die Uptime Institute Tier Certification for Operational Sustainability (TCOS) zeigen, dass Teilaspekte der für eine effektive Pandemie-Prävention und -bekämpfung wichtigen Themengebiete zwar vorkommen, aber in der Regel einer Nachschärfung oder Spezifizierung bedürfen.

Die EN 50600, als unabhängige, Europäisch geprägte Norm, bekommt in absehbarer Zeit pandemie-bezogene Erweiterungen, die Pandemie-Anforderungen und ein Data Center Maturity Model enthalten werden.

Es ist zu erwarten, dass die öffentliche Hand in den kommenden Jahren gefordert sein wird, in der Legislatur zwei, nur scheinbar widersprüchliche Bereiche abzubilden: ökonomische und ökologische Vorgaben und Anforderungen. Das ergibt sich einerseits aus der Notwendigkeit die Voraussetzungen zu schaffen, um die beschlossenen EU-Klimaziele bis 2030 erreichen zu können, und andererseits aus dem öffentlichen Interesse für die Allgemeinheit kritische Versorgungsdienste, gerade auch in Pandemiezeiten aufrechtzuerhalten.

Hersteller und Lieferanten von Data Center Lösungen und Dienstleistungen erkennen etwa ein halbes Jahr nach dem Shutdown im März 2020, dass der Bedarf am Markt an Standardisierung und Digitalisierung weiter steigt und, dass Hemmschwellen zu deren Implementierung eher überwunden werden, als zuvor. Im Zweifelsfall steht Herstellerunabhängigkeit, Daten- und Betriebssicherheit vor einer umfassenden technischen Lösung. Data Center Komponenten- und Gesamtlösungs-Anbieter arbeiten daran ihr Portfolio pandemiesicher zu gestalten. Dies betrifft alle Bereiche von Infrastrukturlösungen, über Prozessautomation bis hin zu vernetzten Digitalen Diensten.

Lessons Lerned:
Die meissten Maßnahmen zur Pandemie-Prävention und -Sicherheit, mit denen wir uns heute vertraut machen und die noch auf uns zukommen werden, werden uns auch weiter in die Zukunft begleiten. Das hat auch zur Folge, dass Resilienz im Data Center viel weiter gedacht und gelebt werden wird als bisher, wie z.B. die Organisation des Personals oder die Gestaltung von Prozessen. Insgesamt hat die Data Center Industrie die Pandemiezeit bisher – bis auf wenige Ausnahmen – sehr gut überstanden, und wird in ihrer Bedeutung und Kritikalität noch weiter steigen. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft. Auch werden neue Herausforderungen zu meistern sein, die so bisher noch weniger Bedeutung gehabt haben, etwa die Regionalisierung, oder übergeordnete Haftungsfragen. Alle Trends und Maßnahmen zusammengenommen lassen jedenfalls zu, dass von einer neuen Ära des Data Centers gesprochen werden kann, des „Post-pandemic Data Centers“.

Bei den von Covid-19 ableitbaren Herausforderungen und Aufgaben für Data Center Betreiber muss guter Rat nicht nur nicht teuer sein, sondern sich auch kurz-, mittel- und langfristig bezahlt machen. Am aller wirksamsten werden naturgemäß Maßnahmen greifen, die schon in einer Konzeptions- und Planungsphase berücksichtigt wurden. Aber gerade auch in der kostenintensiven Betriebphase eines Data Centers werden Themen wie Erhöhung von Resilienz, pandemiesichere Wartungspläne, Ersatzteilbevorratung, oder das Nachziehen und Testen von Notfalls- und Pandemieplänen von großer Relevanz sein.

Frauscher Consulting steht ihnen hier über alle Phasen des Data Center Lifecycles hinweg mit Rat, Tat und Erfahrung aus einer Vielzahl an erfolgreich umgesetzten Projekten zur Verfügung.

Download der Präsentation