Data Center Convention 2024 – Podiumsdiskussion

Am Tag 2 der „Power Building & Datacenter Convention am 19. September hat Christoph Strohmayer an der Podiumsdiskussion „Müssen Bestandsrechenzentren vor dem KI-Boom kapitulieren; oder passiert der „Boom“ vielmehr im Edge?“ teilgenommen. Mit ihm am Podium die Gastgeberin Krassimira Bojinowa, Martin Madlo, Geschäftsführer Digital Realty Österreich & Präsident der Austrian Data Center Association, Thorsten Moßmann, CTO nexspace data centers GmbH und DI Michael Schusser, Leitung Datacenter Infrastructure Services A1.

In der spannenden Diskussion haben sich einige zentrale Entwicklungen und Herausforderungen herauskristallisiert – die möchten wir gerne mit Ihnen teilen:

Höhere Rackdichten

In den letzten Jahren zeichnet sich ein deutlicher Trend ab: Die Rackdichten in Rechenzentren steigen kontinuierlich, insbesondere durch künstliche Intelligenz (KI). Während Luftkühlung bislang nur bis zu 20 kW pro Rack möglich war, ermöglichen neue Kühltechnologien wie Liquid Cooling, direkte Kühlung und Immersionskühlung eine Leistung von bis zu 60 und sogar 100 kW pro Rack.

Unsichere Hyperscaler

Interessant ist, dass die Zukunft der Rechenzentren, selbst in den nächsten drei bis fünf Jahren, von großer Unsicherheit geprägt ist. Hyperscaler können die genauen Anforderungen ihrer Kunden nur schätzen, und es fehlen klare Planungsgrundlagen. Daher müssen bei der Auslegung von Rechenzentren flexiblere und volatilere Ansätze gewählt werden.

Der PUE-Wert (Power Usage Effectiveness) wird dabei als „Fluch und Segen“ empfunden. Obwohl er als anerkannter KPI gilt, liefert er nur bedingt klare Schlüsse, da hinter diesem Wert viele unterschiedliche Parameter stecken, die von Rechenzentrum zu Rechenzentrum variieren.

Nutzung von Abwärme

Eine mögliche Reaktion auf diese unsicheren Rahmenbedingungen könnte in der Planung von kleineren RZ-Flächen mit kürzeren Zeithorizonten liegen. Für eine nachhaltige Entwicklung ist jedoch klar, dass die enorme Abwärme, die Rechenzentren erzeugen, künftig sinnvoll für die Gesellschaft genutzt werden muss. Erste regulatorische Vorgaben dazu sind bereits in Planung. Hier werden Energieversorgungsunternehmen (EVUs) eine zentrale Rolle spielen, um diese Abwärme ins Fernwärmenetz einspeisen zu können. Es braucht dazu eine klare politische Willenserklärung und einen stärkeren Schulterschluss zwischen EVUs, Datacenter-Betreibern, Chipherstellern und Softwareentwicklern. Die Verschwendung von Wärme muss in der Stadt- und Quartierplanung künftig vermieden werden.

Wo sind sie Einsparungspotenziale?

Gleichzeitig nehmen die Leistungsdichten in Rechenzentren zu, wodurch die verfügbaren Flächen für Rückkühler auf Dächern immer stärker zum limitierenden Faktor werden. Zusätzlich erschwert wird die Situation durch große Leistungsreserven bei den EVUs, die zwar bereitgehalten, aber nicht immer abgerufen werden – ein Ressourcenproblem, das brachliegende Potenziale zurücklässt.

Wie bei allen Diskussionen rund um Nachhaltigkeit stellt sich auch hier die Frage nach Einsparungspotenzialen. Wann werden bestimmte Softwareanwendungen wirklich benötigt? Können manche Applikationen vielleicht abgeschaltet werden, um ein sinnvolles Load-Balancing zu ermöglichen? Angesichts steigender Bedarfe und knapper Ressourcen könnten solche Überlegungen künftig entscheidend werden.

In der Branche herrscht aktuell viel Unplanbarkeit und Dynamik, wie auch Krassimira Bojinowa feststellt.  Christoph Strohmayer fügt abschließen hinzu: „Die neuen Technologien sind nicht wirklich ’neu‘. Sie existieren schon länger, doch die Art und Weise, wie sie in der Rechenzentrumsplanung integriert werden, wird sich verändern.“ Und er ergänzt, dass für Netzwerk- und Storage-Komponenten die Flächenkühlung auf absehbare Zeit weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird.